Es ist ein großes Geschenk in einer persönlichen Beziehung mit Jesus und in der Kraft seines Geistes zu leben. Eine zu selbstverständliche Vertrautheit kann jedoch dazu führen, dass das Bild, das ich von Jesus habe, zu leicht handhabbar und zu viel Ähnlichkeit mit meinen eigenen Sehnsüchten hat.
An einigen Stellen im Neuen Testament entzieht sich Jesus den Blicken und dem Zugriff der Menschen. Das ist eine wichtige Beobachtung und ein hilfreiches Gegenmittel gegen eine Vereinnahmung des Göttlichen. Wir haben es mit einem Freund und gleichzeitig mit einem Geheimnis, mit dem Heiligen zu tun.
„Gott gibt es nicht.“ Jedenfalls nicht im Sinne von allem anderen, das in Raum und Zeit existiert. Er bewohnt die Ewigkeit. Das heißt der Ursprung allen Seins, ist auch der Ursprung der Zeit und des Raums.
Das heißt aber nicht, dass Gott nicht präsent ist in Raum und Zeit. Im Gegenteil: Als Baby in einer Futterkrippe betrat er sie persönlich. Und wenn Menschen beten und in Kontakt mit ihm als Ursprung allen Seins treten, dann verbindet sich für uns Ewigkeit und Raum und Zeit.
„Hier ist mehr als ich denke.“ Manchmal spürt man so etwas, wenn eine Atmosphäre unter Menschen besonders herzlich, freundlich und aufmerksam ist. Oder wenn der Duft von frischgebackenen Keksen Erinnerungen an die Kindheit wachruft. Sehr betont spricht der heutige vergessene Vers davon, dass mehr im Raum ist, als Menschen sich vorstellen können. Dass Gott hier ist. Er ist jedoch nicht nur passiv anwesend, sondern „wandelt unter ihnen“, seinen Menschen.
Diese Betonung hat die Kirche zu oft aus dem Blick verloren und stattdessen alte Geschichten, Predigten oder Lehren verwaltet, anstatt mit der Realität der lebendigen, persönlichen und aktiven Präsenz Gottes in ihr zu rechnen.
George Lucas erschuf das Star Wars Imperium – ein modernes Märchen mit religiösen Anklängen. Der Evangelist Lukas erschuf das Lukasevangelium – eine historische Aufzeichnung (?) mit religiöser Absicht über das Leben von Jesus. Beide großen Erzählentwürfe enthalten Orts- und Zeitangaben. Beide trennen jedoch auch Welten voneinander.
Die zahlreichen Zeitangaben im Lukasevangelium können der Leserin und dem Leser irrelevant und überflüssig vorkommen. Beim Lesen kann es deshalb passieren, dass die historische Einordnung bestimmter Zeiten und Orte, an denen Gott aktiv war, übersehen oder übergangen werden. Zu unrecht. Auch im eigenen Leben ist es sinnvoll und nötig, bestimmte Zeiten zu markieren um sich daran zu erinnern, dass dies oder jenes geschehen ist – nicht nur im Kopf von Menschen – sondern in der Geschichte. Um Dinge nicht zu vergessen und reflektiert und mutig in die Zukunft zu gehen.
Nach Jahrhunderten der wissenschaftlichen Erforschung des Hebräischen und der Psalmen scheint es bisher noch immer nicht gelungen zu sein Bedeutung und Funktion des Begriffs „Selah“ ausfindig zu machen. Möglicherweise wird das auch nie gelingen. Das Wort taucht jedoch 71 mal in den Psalmen auf und steht jeweils am Ende der Zeile, fast schon losgekoppelt von den restlichen Sätzen.
Es ist gut möglich, dass das Wort ein musikalisches Zwischenspiel und gleichzeitig eine Handlungsanweisung anzeigt. Es soll dazu dienen das Gesungene, Gesagte und Gehörte aufzuwiegen, zu gewichten und für sich persönlich wertzuschätzen.
In unserer Kultur spielt sich ein Großteil unseres Lebens in der virtuellen Realität ab. Wir erfahren die Wirklichkeit vermittelt durch technische Geräte. Daher tut es uns gut, z.B. einfach einmal barfuß auf echtem Moos zu gehen.
Im vergessenen Vers dieser Folge fällt eine deutliche Körperbetonung auf. Gott scheint nicht nur an inneren, virtuellen oder gedanklichen Prozessen interessiert zu sein.
In Hiob 19,20 klagt der Hauptcharakter des Buches: „Nur mit meiner Zähne Haut bin ich davongekommen.“ Wie ist dieser äußerst merkwürdige Ausdruck zu verstehen und warum klagt Hiob so über seine Situation?
Das Buch Hiob ist ein poetisches Drama und dreht sich um die Frage, wie ein gerechter Gott und unverdientes Leiden zusammenpassen. Der rechtschaffene Hiob ist krank, einsam und verzweifelt. Seine Familie und Freunde wenden sich von ihm ab. Körperlich besteht er nur noch aus „Haut und Knochen“.
Diese Folge könnte als kleinkariert und irrelevant angesehen werden. Sie greift aber die existentielle Frage auf, nämlich die nach der Identität von Jesus. Zu seinen Lebzeiten war sie so heiß umstritten, dass für ihn Lebensgefahr bestand, je nachdem, wie die Mehrheit sie beantwortete.
Vor grundlegenden Entscheidungen ist es manchmal schwierig, aber dennoch notwendig, die Faktenlage gründlich zu prüfen.
In Johannes 7 debatieren schriftkundige Personen über die Identität von Jesus. Sie rätseln darüber, ob er der angekündigte Friedensbringer, der Messias, oder zumindest ein großer Prophet sei. Einige argumentieren dagegen, weil sie meinen, dass Jesus aus Nazareth komme und auch dort geboren worden sei. Der kommende Messias würde jedoch nach Micha 5,2 aus Bethlehem kommen. Also könne Jesus nicht der erwartete Friedensbringer für die Menschen sein. So ihre Schlussfolgerung.
Der Gedankengang und die Schlussfolgerung sind logisch, korrekt und in sich stimmig. Die Frage ist nur, ob die Daten, aus denen beides hervorging auch korrekt sind. Und die Frage ist, in wiefern wir in unserer Kultur und Zeit sicher gehen können, dass die Daten, auf deren Basis wir Entscheidungen fällen, zutreffen.
Auf der einen Seite wird wird das Danielbuch in der Hebräischen Bibel häufig als nette anschauliche Geschichte betrachtet. Auf der anderen Seite sind viele Passagen schwer zu deuten und wirken sehr geheimnisvoll.
Doch gerade in diesem Buch steckt eine Energie des zivilen Ungehorsams. Der richtet sich gegen eine Vereinheitlichung der Gesellschaft durch eine Ideologie, sowie gegen die Diskriminierung anders glaubender und lebender Menschen. Letztlich geht es darum im Gebet und im Handeln für Frieden und Gerechtigkeit – für das kommende Friedensreich Gottes – einzutreten!