#05 Zusammenschau

Bevor es um einzelne Theologiefelder gehen soll, werden die „drei Gesichter“ noch einmal in Kombination dargestellt. Je mehr wir die inneren Dynamiken verstehen, desto leichter fällt es, Ableitungen zu treffen. Manche Gemeindekonflikte werden dadurch verständlicher. Und auch die Geschichtlichkeit von theologischen Positionen wird erkennbar werden. Als Merkhilfe wird das Schuld-Vergebung-Muster mit einer Eins, das Angst-Schutz-Muster mit einer Zwei und das Scham-Annahme-Muster mit einer Drei in Verbindung gebracht.

2 Gedanken zu „#05 Zusammenschau“

  1. Hallo Jens,
    ich kann die Idee von den drei Gesichtern des Evangeliums ganz gut nachvollziehen. Wenn ich dich richtig verstanden habe, wird es problematisch, wenn ein Gesicht mit dem Evangelium vollumfänglich identifiziert wird. An dieser Stelle lassen sich dann auch Streitigkeiten in Gemeinden verstehen. – Offen bleibt für mich die Frage, was denn nun das Evangelium ist. Oder anders: Was wird durch die Gesichter abgebildet?

    Herzliche Grüße
    Thomas

    1. Hallo Thomas,
      für mich sind die drei Gesichter zunächst einmal eine Verstehenshilfe, die eigene religiös-kulturelle Prägung als eine Art von Verkürzung und Engführung zu verstehen. Und damit offen für eine Horizont-Erweiterung zu werden.
      Was ist das Evangelium? Aus meiner Sicht ganz simpel: Gottes Gute Botschaft an uns Menschen. ABER: Evangelium ist kein statisches Ding, sondern es ereignet sich innerhalb eines Kommunikationsprozesses. Evangelium ist die Antwort auf menschliche Nöte. Offenbar ist es aber so, dass unterschiedliche Gesellschaften als Ganzes, aber auch einzelne Persönlichkeiten unterschiedliche Nöte haben und damit auch Unterschiedliches jeweils als Erlösung erleben.
      Deswegen: Abstrakt gesagt: Das Evangelium ist die balancierte Kombination aus allen drei Gesichtern. ABER: In der Wirklichkeit gibt es immer Schwerpunkte je nach Prägung und Ausgangssituation. Insofern kann und muss das Evangelium modulieren und sich für den jeweiligen Zielkontext anpassen. In unserem Kulturkreis erleben wir offenbar immer weniger das Schuld-Vergebungs-Muster als Evangelium und stattdessen immer mehr das Scham-Annahme-Muster. Das kann sich im Laufe der Zeit aber wieder ändern. Letztendlich: Gottes Ziel ist, dass wir seine Befreiungs- und Erlösungsbotschaft verstehen und erleben. Damit dieses geschieht, braucht es unterschiedliche Angangswege.
      Beste Grüße von Jens

Schreibe einen Kommentar