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Predigtgedanken
Jesus lehrte über das neue Friedensreich Gottes. Dafür verwendete er Bilder vom Acker und vom Wachsen.
Mt.13,24: Das Himmelreich gleicht einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte.
Paulus greift dieses Bild auf und verlängert es:
1.Kor 3,9: Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld...
Eph.4,15: Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus.
1) Damals war es nicht leichter, Jesus zu folgen.
Bereits letzten Sonntag habe ich darauf hingewiesen: Die ChristInnen damals hatten es ganz gewiss nicht leichter, Jesus zu folgen. Jesus wurde schon früh mit dem Tod bedroht. Wer immer sich zu ihm stellte, musste mit Ähnlichem rechnen.
Mk 3,6: Und ... hielten alsbald Rat über ihn ..., dass sie ihn umbrächten.
2) In einer verwundeten Stadt leben.
Die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass wir zunächst einmal unser eigenes Leben mit Familie und Arbeit sortieren mussten. Vielfach erzeugte das (zwangsläufig) einen Rückzug in die eigenen vier Wände. Man nennt das Cocooning. Der Bayrische Rundfunk hat dieses Phänomen folgendermaßen beschrieben:
"Zurückziehen in die eigenen vier Wände, den Trend hin zum Einigeln samt Home-Service“. Wem die Welt draußen zu kompliziert, stressig und uninteressant geworden sei, der ziehe sich in seinen kleinen, überschaubaren Lebenskreis zurück wie in einen Kokon.
Jetzt wo unser eigenes Leben und unsere Gemeinde zum Großteil neu geordnet wurde, stellt sich die Frage, ob es uns gelingt, erneut über "unseren Tellerrand" hinauszublicken.
Mit dem neuen Standort im Konsul-Hackfeld-Haus befinden wir uns mitten in einem "sozialen Brennpunkt": Diebstahl, Armut, Drogen, Gewalt, Prostitution. All das sind große Themenfelder. Letztendlich geht es um verwundete Menschen in einer gebrochenen Stadt. Hinter der schönen Kulisse der Wallanlagen verbirgt sich viel Not. Wird daraus für uns als Gemeinde ein Auftrag entstehen?
3) Den Erlösungsweg von Jesus studieren.
Was hat Jesus getan?
- Er widersetze sich der römischen Militärmacht durch gewaltfreien Widerstand.
- Er heilte, segnete und ermutigte die armen Leute. Er richtete Gebrochenes auf.
- Er konfrontierte die Reichen, sofern sie ihre gesellschaftlichen Privilegien für Selbstsucht missbrauchten.
- Er stritt mit den religiösen Gesetzeslehrern über Gottes Gnade und Barmherzigkeit.
All das ist wichtig und nachahmenswert. Das Allerwichtigste war aber: Jesus sammelte eine kleine Gruppe von Schülern, die lernten sein anbrechendes Friedensreich zu verkündigen und zu verkörpern.
Mk 3,14: Und er setzte zwölf ein, die er auch Apostel nannte, dass sie bei ihm sein sollten und dass er sie aussendete zu predigen…
Bei Jesus ging es nicht um ein verkürztes "Born-again"-Christentum. Es ging nicht einfach nur darum, "im Herzen" zu glauben. Vielmehr begann er eine Bewegung, in der Menschen von innen her verwandelt wurden und sich als erneuerte Menschen verhielten. Das ist die Aufgabe von Kirche.
Mt 5,3-12: Selig sind die Sanftmütigen... Selig sind die Barmherzigen..., die reinen Herzens sind;... Selig sind, die Frieden stiften;
Paulus wird im Epheserbrief sehr konkret, was es bedeutet, das "neue Leben in Christus" zu leben. Auf der Grundlage der Gnade sollen wir im Sinne Jesu handeln.
Eph.4,22-24: Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem früheren Wandel, der sich durch trügerische Begierden zugrunde richtet. Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.
Eph. 4,29: Lasst kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen, sondern redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Gnade bringe denen, die es hören.
Eph.5,8.9: Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.
4) Die Herausforderung: Zu Gottes Garten werden.
Das Bild des Gartens betont ganz andere Eigenschaften und Tätigkeiten als wir es in unserer Welt gewohnt sind. Es geht darum...
- den Boden vorzubereiten
- zu bewässern
- Keimlinge zu säen und zu setzen
- Schädlinge fernzuhalten
- Ausdauer bei der Pflege zu zeigen
Genauso ist auch mit dem "neuen Menschen in Christus". "Jesus in mir" ist kein Instant-Geschehen. Es hat einen klaren Anfang, aber es mündet in einen jahrelangen Prozess. Das gemeinsame "Zu Christus hinwachsen" geschieht in Gemeinschaft. Der christliche Glaube hat eine Wir-Gestalt.
5) Gemeinsam erneuerte Menschen kultivieren
Der Medien-Philosoph Byun-Chul Han schreibt folgendes über die modern-digitalisierte Gesellschaft:
"Die Informationsjäger sind ungeduldig und ohne Scheu. Sie lauern, statt zu „warten“. Sie greifen zu, statt die Dinge reifen zu lassen. Es gilt, mit jedem Klick Beute zu machen… Die Totalsicht auf dem digitalen Jagdfeld heißt Transparenz. Jäger und Sammler von Informationen sind die Bewohner der Transparenzgesellschaft."
(Quelle: Byun-Chul Han, Im Schwarm - Ansichten des Digitalen, Berlin 2013, S.59)
Fazit: Jesus ruft Menschen heraus, um "den Unterschied" zu leben:
- Das ganze Leben als Ackerfeld Gottes verstehen.
- Rhythmus erspüren: Säen, keimen, wachsen, reifen, Frucht bringen.
- Die Kunst des Gärtnerns erneut erlernen.
- Gutes Saatgut einsetzen: Worte Gottes
- Verstehen und danach handeln: Glaube hat eine „Wir“-Gestalt
- Beständigkeit und Ausdauer einüben
Fragen und Anregungen für Zellgruppen:
- Welche Erfahrungen hast du mit "Gärtnern" gemacht? Hast du schon mal den Zyklus von Saat und Ernte erlebt? Was hast du geerntet?
- Welche Charakter-Eigenschaften werden durch das Gärtnern gefördert? Wie lässt sich das auf das geistliche Leben übertragen?
- Was spricht dich bei dem Bild "Das ganze Leben als Gottes Garten" verstehen an? Was macht dir eher Mühe?
- Was können wir dafür tun, damit die Zellgemeinde immer mehr zu "Gottes Garten" wird, in dem unter und in uns "Christus, der neue Mensch" wächst?