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https://zellgemeinde-bremen.de/podcast/predigten/2019/06/16/den-anderen-ins-beste-licht-stellen-das-9-gebot/

 

Bibeltexte:

2Kor 3

3 Ihr zeigt ja selbst, dass ihr ein Brief von Christus seid, ausgefertigt durch unseren Dienst, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, eingeprägt nicht in Steintafeln, sondern in menschliche Herzen. 6 ..... Er hat uns befähigt, Diener des neuen Bundes zu sein, des Bundes, der nicht vom Buchstaben, sondern vom Geist gekennzeichnet ist. Denn der Buchstabe des Gesetzes bringt den Tod, der Geist Gottes aber führt zum Leben. 7 Schon der Dienst für das Gesetz, das mit Buchstaben in Steintafeln eingraviert war und den Tod brachte, hatte eine so herrliche Ausstrahlung – die später allerdings wieder verging –, dass die Israeliten Mose nicht ins Gesicht sehen konnten. 8 Welche Herrlichkeit muss dann der Dienst haben, der in der Kraft des Geistes geschieht!

Ex 20

16 Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen. (EÜ)

Spr 18

8 Die Worte des Verleumders sind wie Leckerbissen, sie gleiten hinab in die Kammern des Leibes. (EÜ)

Erläuterungen:

Leitfrage: Wie können wir zu einer Person und einer Gemeinschaft werden, die andere ins beste Licht rückt, statt einzustimmen in Pauschalisierungen und klischeehafte Wertungen?

Die 10 "Worte" richten sich an ein bereits befreites Volk! Daher ist es falsch sie als ein Instrument der Unterdrückung, Domestizierung und Unfreiheit zu gebrauchen. Vielmehr dienen sie der "Institutionalisierung des Exodus" (Walter Brueggemann), d.h. dem Schutz und der Aufrechterhaltung der geschenkten Freiheit. Wer meint die 10 Gebote einhalten zu sollen um dazu zu gehören oder in den Himmel zu kommen, oder sie dazu verwendet Menschen einzuteilen, verwendet sie nicht in ihrer eigentlichen Absicht. Die Erlösung, die Befreiung aus der Sklaverei (im NT wird von einer universalen Versklavung durch "die Sünde" gesprochen) ist sowohl im AT, als auch im NT - durch Christus - ein Geschenk. Man kann dies akzeptieren oder ablehnen. Man kann sie sich jedoch nicht durch eigene Bemühungen schaffen. Schon im Exodustext gingen sämtliche Versuche in diese Richtung schief (vgl. die Episode mit dem goldenen Kalb).

In der Exoduserzählung geht es um ein Leben und Verweilen in der Gegenwart Gottes. Sie zeigte sich als ein herrlicher Lichtglanz in einer Wolke, die sich auf Moses Gesicht abfärbte. Paulus sagt den Korinthern zu (und mit ihnen allen JesusnachfolgerInnen), dass sie - wie Mose - TrägerInnen der Herrlichkeit Gottes sind. Ausgerechnet den Korinthern mit ihren zahlreichen inneren Zerissenheiten und Problemen. Wenn das für sie gilt, dann für jeden, der sich zu Christus hält.

Wie das konkret aussieht in bezug auf unser Reden, Schweigen und Worte, zeigt dieses 9. Wort.

Die 9. Weisung wird und wurde manchmal so gedeutet, dass es darum ginge niemals zu lügen. Der Satz "Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen" bezieht sich jedoch auf ein juristisches Setting. Zwei Zeugen konnten im alten Israel eine Existenz ruinieren, ja sogar durch eine Falschaussage, bzw. Verleumdung dazu beitragen, dass ein Mensch zum Tode verurteilt wurde. Darum war dieses Gebot für eine Kultur, in der es keine DNA Analyse u.ä. gab, äußerst wichtig.

Auch in unserer Kultur mit den sozialen Medien, Shitstorms und schnellen Vorverurteilungen, bekommt dieses Gebot starkes Gewicht.

Die drei Siebe des Sokrates bilden für einen Test unseres Redens eine gute Hilfe. Wenn du etwas über jmd sagen möchtest, frage dich:

  1. Ist es WAHR?
  2. Ist es GUT?
  3. Ist es NOTWENDIG?

Wenn keins dieser Kriterien zutrifft, warum dann überhaupt etwas sagen, bzw schweigen, wenn geredet wird?

 

Fragen:

  • Welche Beispiele von Verleumdung, Rufmord oder Falschaussage sind dir persönlich bekannt?
  • Was meinst du bezwecken Menschen damit andere in Gesprächen in ein schlechtes Licht zu stellen?
  • Und wie läuft das auf besonders subtile Weise ab?
  • Wie ist es dir gelungen Menschen in ein gutes, oder ins beste Licht zu stellen, als es nicht opportun war?
  • Wie könnte es z.B. bei der Nutzung der sozialen Medien gelingen die drei Siebe des Sokrates anzuwenden?